44 Jahre IKA
Hervorragende Arbeit und Schwarze Zahlen bis zuletzt - und dann doch das Aus !
Manfred Brunne, Rappelsdorf, Aus den Schleusinger Blättern 8/2011
Logo der Strumpffabrik
Im Dezember 1946 wurde die Fa. Kober in Suhl am Standort des jetzigen Arbeitsamtes enteignet und in eine SAG (Sowjetische Aktiengesellschaft) umgewandelt. Neuer Rechtsträger wurde im Juni 1950 der VEB IKA (Installation Kabel Apparate) EGS (Elektrogerätewerk Suhl).
Dringend notwendige Kapazitätserweiterungen ohne große Baumaßnahmen fand man in der damals schon verstaatlichten Pilz-Strumpffabrik Rockenstein in Schleusingen. Die Bevölkerung von Schleusingen und den umliegenden Ortschaften begrüßte die Industrieansiedlung sehr.
In das Werk III des VEB EGS wurden alle 170 Mitarbeiter zum 01.01.1955 übernommen und von Strumpfstrickerinnen zu Elektrowicklerinnen, Drehern, Schleifern u. a. ausgebildet.
Unter der Leitung des 1. Werkleiters Ferdinand Heim wurden bis 1958 Warndreiecke, Abblendschalter und Klarsichtscheiben gefertigt.
Danach erst produzierte man Motoren. Schleusingen entwickelte sich zum einzigen Hersteller von Kleinmotoren für Hand- und Bodenstaubsauger der damaligen DDR. Die Tagesleistung betrug zu guten Zeiten ca. 5000 Motoren.
Seit 1994 wurden Antriebsmaschinen von 400-1800 Watt für Garten- und Hausgeräte wie Hochdruckreiniger, Heckenscheren und Laubsauger gefertigt. Weiterhin wurden Motoren und Bauteile der verschiedensten Kleinküchengeräte für die Werke Suhl und Zella-Mehlis produziert.
1. Werkleiter Ferdinand Heim
Voraussetzung für solche Stückzahlen war die Schaffung von Produktionsgebäuden. 1968/69 wurde für die Vorfertigung eine Halle gebaut. Der in Schleusingen ansässige Baubetrieb Friedrich Schmidt war 1971/72 maßgeblich am 4-Geschosser (jetzt RoKo und Fahrradkonsum) beteiligt. Warenein- und -ausgang, Wickelei sowie Montage waren hier untergebracht.
Die Voraussetzung für eine stabile Produktion wurde durch gut ausgebildete Mitarbeiter in den Abteilungen Technologie, Konstruktion, Werkzeugbau, Elektro und Wartung gelegt.
Dadurch war es möglich, dass wir ab Januar 1980 ein juristisch selbstständiger Betrieb EMS (Elektromotorenwerk Schleusingen) wurden. Klaus Döhler, der damalige Werkleiter, wurde über Nacht Betriebsdirektor.
Mit den Fertigungsabteilungen in Erlau, Hinternah, Biberau und Schleusingerneundorf waren fast 1000 Mitarbeiter in Lohn und Brot.
Bewegende Jahre begannen ab Dezember 1994, als die Management KG Schröder & Partner mit Ulbricht und Nebe das Sagen hatten. Für die noch beschäftigten 120 Mitarbeiter brach eine unsichere Zeit an, als am 08.04.1997 von dieser Geschäftsleitung verkündet wurde, dass am 30.04.1999 der Betrieb vollständig stillgelegt werden soll.
Die NEMS GmbH (Neue Elektromotoren GmbH Schleusingen) mit 93 Mitarbeitern existierte also nur 2 Jahre. Eine Verlängerung für wenige Mitarbeiter gab es noch bis zum 30.09.1999, um einen Auftrag für den Bau von Getriebemotoren zu realisieren.
6 Mitarbeiter, einschließlich Herrn Ulbricht, wurden zur Abwicklung bis 31.12.1999, 3 von ihnen bis 31.03.2000 beschäftigt.
Einige Kleinunternehmen, die sich auf dem Gelände angesiedelt hatten, haben den Standort nach kurzer Zeit wieder verlassen. Zum Beispiel Fa. Herbig Bohrtechnik, Neumann Spedition, Fa. Thörmer, Schlosserei Mann & Höhne sowie die NOSTA Handelsgesellschaft.
Im August 2000 hat die Fa. RoKo die Produktion aufgenommen und im Juni 2002 den 4-Geschosser gekauft. Damit kam ein Betrieb in der Jägerhausstr. 5, den der Urgroßvater erworben hatte, an den Urenkel Alexander Rockenstein zurück.
Als Einzelkämpfer für fast zweieinhalb Jahre war dann auch mein letzter Arbeitstag gekommen. Ich war von 1960-1970 als Werkzeugmacher, anschließend 29 Jahre als Meister im Werkzeugbau des Betriebes tätig. Vom 01.04.2000 - 30.06.2002 war ich in der NEMS Handels- und Vermögensverwaltungs GmbH als Objektverantwortlicher angestellt.
Heute noch gibt es einige Grüppchen, die sich in Abständen treffen und Erinnerungen austauschen. Die Resonanz ist ziemlich gleich. Man erinnert sich gerne an die Zeiten unter den Chefs Ferdinand Heim, Heinz Kannemann, Horst Heublein und Klaus Döhler, weniger an Nebe, Ulbricht und Barni. Zum 1. großen Treffen der ehemaligen Elektromotorenwerker in Fischbach 2010 wurde das von allen Anwesenden eindeutig bestätigt und für ein nächstes Treffen plädiert.
Anmerkung der Redaktion: Manfred Brunne machte als Letzter im Werk das Licht aus.